„Wie war die Schicht? Gab's was Spannendes? War die Nacht ruhig?“ - Alles Fragen die ich von meinen Kollegen im kommunalen Rettungsdienst zu Hauf gehört habe. Meine Antwort? Immer die gleiche. Ich hatte das Gefühl mich zu wiederholen und schließlich das Bedürfnis mich zu verändern.
Als Notfallsanitäter bei der Polizei kann ich heute die Fragen anders beantworten. Das Aufgabenfeld ist vielfältig und abwechslungsreich. Und das Beste daran: Es ist immer noch Notfallmedizin dabei, aber auch Tage im Büro und der Ausbildung. Jetzt sind die negativen Aspekte des Rettungsdienstes raus. Keine unnötigen Einsätze. Kein regelmäßiges Aufstehen um 3 Uhr nachts, um den Patienten die Treppe runter zu tragen. Stattdessen verbringe ich einen Teil meiner Tätigkeit zu regulären Zeiten in meinem „Bürojob“.
Aber eben nicht nur, denn soeben klingelt das Telefon auf der Dienststelle. Ich arbeite an einem der drei Standorte, die über eine Tauchergruppe verfügen: „Wir haben einen Einsatz unserer Polizeitaucher, wer von Euch fährt mit raus?“ Die Frage ist schnell beantwortet. Heute bin ich unser diensthabendender Taucher-Notfallsanitäter. Hierzu wurde ich speziell für Tauchnotfälle ausgebildet. Einsatzkleidung an und es geht los. Der Einsatzort ist eine Talsperre, eine Person wird vermisst. Während des Einsatzes meldet einer der Taucher über Funk, dass er mit einem Problem aufsteige. Er kommt an Land und meldet sich mit plötzlich aufgetretenen Ohrenschmerzen während des Tauchgangs, ich untersuche Ihn. Zum Glück ist dieses Mal nicht viel passiert. Der Taucheinsatz verläuft ohne weitere Vorkommnisse und wir rücken gegen Nachmittag zur Dienststelle ein.
Dort beschäftige ich mich mit den Vor-Ort Aufgaben. Es liegen arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen an. Hier wirken wir gemeinsam als Team zusammen: Medizinische Fachangestellte, Notfallsanitäterinnen und –sanitäter, Polizeiärztinnen und –ärzte. Die Akten müssen vorbereitet, die technischen Untersuchungen durchgeführt und dokumentiert werden. Die eine oder andere Impfung wird auch fällig. So decken wir medizinische Probleme der Polizeibediensteten rechtzeitig auf und können präventiv handeln. Da die Polizistinnen und Polizisten im Rahmen der Freien Heilfürsorge eine eigene „Krankenkasse“ haben, können wir als polizeiärztlicher Dienst diese auch mit Genehmigungen für medizinische Maßnahmen, wie z.B. Kuraufenthalte, aktiv für den Dienst stärken. Das Genehmigungsverfahren dazu ist Teil meiner Tätigkeit und eines unserer Beiträge zu einem starken Team 110.
Ich weiß wofür ich morgens aufstehe: Für einen abwechslungsreichen Beruf, mit Aufgaben die mir Spaß machen, in der Gesellschaft toller Kolleginnen und Kollegen und das im großen Team der Polizei NRW.
Thomas Diecks
Notfallsanitäter PÄD Hagen
Aber nicht nur hier wirken wir in den Alltag unserer Polizistinnen und Polizisten hinein. Ich beschule regelmäßig alle Polizeibediensteten in Erster-Hilfe, sowohl mit medizinisch-taktischen Inhalten für die Kolleginnen und Kollegen auf der Straße als auch für die kleinen und größeren Notfälle in den Polizeibehörden, von Schnittverletzungen bis zur Reanimation.
Zusätzlich haben wir ein Trainingszentrum, in dem die Angehörigen der Bereitschaftspolizeien und Spezialeinheiten fortgebildet werden. Hier kann man bei passender Eignung und Eigenengagement die Kolleginnen und Kollegen in der taktischen Notfallmedizin fortbilden. Diesmal bilde ich mit einem meiner Kollegen die Rettungshelfer zum Thema Schuss- und Stichverletzungen aus. Durch medizinische Simulation, realistische Unfalldarstellung und Moderation in Kleingruppen gelingt uns eine individuelle Ausbildung und Förderung.
Für mich steht in der nächsten Woche mein eigener Qualifikationserhalt an. Dieser zählt auch direkt als 30-stündige Pflichtfortbildung im Rettungsdienst. Wir erfahren Neuerungen zu unseren Standardarbeitsanweisungen, nehmen an Skill-Trainings zum tamponieren von Wunden, zur Intubation, der Entlastungspunktionen, aber auch zu Evakuierungstechniken teil. An einem Tag liegt der Schwerpunkt auf Einsatzformationen, an anderen gibt es ganztägige Szenario-Trainings. In einem Szenario wird ein Schusswechsel dargestellt bei dem es Verletzte gegeben hat. Ich muss gemeinsam mit meinem Kollegen zwei Verletzte schnellstmöglich versorgen, aus dem Bereich evakuieren und anschließend eine Übergabe an den kommunalen Rettungsdienst machen.
Am Abend tauschen wir uns noch ein wenig mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus. Die Gemeinschaftspflege steht im Vordergrund. Wir sprechen über vergangene Einsätze, die Erfahrungen von der Großdemonstration die vor kurzem vor der Haustüre stattgefunden hat oder den mehrtägigen Einsatz in einem anderen Bundesland.
Ich bereue meinen Schritt, als Notfallsanitäter zur Polizei gegangen zu sein, nicht. Es ist abwechslungsreich und ein neues Aufgabenfeld. Es gibt aufregende Tage im Einsatz, es gibt Tage an denen ich die Polizistinnen und Polizisten im medizinischen Bereich ausbilde, es gibt Tage an denen ich selbst fortgebildet werde, aber auch mal Tage im Büro oder auf der Dienststelle an denen ich im Bereich der Betriebsmedizin unterstütze.
Durch flexible Arbeitszeiten ist es möglich, auch unter der Woche Tage frei zu nehmen, um einen Ausgleich zum Alltag zu finden, beim Wandern oder Fahrradfahren und das auch mit meinen Kollegen.