Sozialwissenschaften

Menschen mit sozialwissenschaftlichem Studienschwerpunkt können in verschiedenen Bereichen bei der Polizei NRW tätig sein. In den Bereich der politisch-motivierten Kriminalität sowie in der strategischen Früherkennung islamistischen Terrorismus gehört die jeweilige zielgruppenorientierte Aufbereitung phänomenbezogener Erkenntnisse und aktueller Entwicklungen. Dazu führen die Mitarbeitenden Recherchen und Analysen in polizeilichen Datensystemen, in Datennetzen (auch Darknet und Deep Web) und in Social Media Kanälen (OSINT-Analysen) unter Einsatz von IT-Softwaretools durch. Sie erkennen, analysieren und bewerten bestehende und neue Strukturen/ Phänomene im jeweiligen Phänomenbereich. Neben der Mitwirkung bei der Beantwortung von Anfragen aus dem parlamentarischen Raum gehören das Initiieren und Durchführen von Analysenprojekten sowie die Fertigung von anlassunabhängiger Expertisen auf Landesebene zum Tätigkeitsfeld. Mitarbeitende sind zuständig für eine bedarfsgerechte Informationsbereitstellung für die Dezernats-, Abteilungs- und Behördenleitung, das Innenministerium sowie weitere Bedarfsträger (z.B. andere Sicherheitsbehörden oder Nachrichtendienste) in Form von wissenschaftlichen Analysen, Dossiers, Berichten, Lagebildern und Stellungnahmen. Auch die Beratung und Unterstützung von kriminalpolizeilichen Ermittlungen in Form von Ermittlungskonzepten, Aufbereitung von Täterbiographien und die Gefährdungsbewertung durch Einordnung von Sachverhalten in gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge auch im Kontext akuter, zeitkritischer und sicherheitsrelevanter Gefahrenlagen gehört dazu. Die Tätigkeit beinhaltet zudem den Aufbau und die Pflege des aktuellen Forschungsstandes zum jeweiligen Phänomenbereich sowie die Vortragstätigkeit im Rahmen von Fortbildungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen.

Ein weiterer Bereich, in dem Menschen mit sozialwissenschaftlichem Studienschwerpunkt tätig werden können, ist der Bereich der strategischen Kriminalitätsbekämpfung. Hier werden empirische Forschungsprojekte zur analytischen Betrachtung der Kriminalitätslage und –entwicklung, zu den Entstehungszusammenhängen und Erscheinungsformen von Kriminalität, der Sicherheitslage, dem Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger sowie der polizeilichen Arbeit in NRW durchgeführt. Die Mitarbeitenden wirken an der Weiterentwicklung und der Kriminalprävention und speziell an der Prävention von politisch motivierter Kriminalität in NRW und auf Bundesebene mit und fördern den Präventionsgedanken innerhalb und außerhalb der Polizei mit. Außerdem wirken sie an der Entwicklung von Konzepten in allen polizeilichen Handlungsfeldern mit, bereiten externe wissenschaftliche Evaluationen polizeilicher Arbeit vor und koordinieren diese und entwickeln  Methodiken der Evaluation polizeilicher Projekte/ Programme weiter. 

Die Aufgabengebiete lassen sich in Prävention, Forschung oder Evaluation einteilen. Die Mitarbeitenden sammeln und bereiten Informationen und qualitative und quantitative Daten mit Hilfe von MS Office Produkten, Statistiksoftware und Datenbanken auf, welche anschließend an die Kreispolizeibehörden und weitere Bedarfsträger weitergeleitet werden. Zur Analyse des Kriminalitätsgeschehens und anschließender Ableitung des kriminalpräventiven Handlungsbedarfs, fertigen die Mitarbeitenden Fachkonzepte, Stellungnahmen und Berichte.

Im islamwissenschaftlichen Bereich führen die Mitarbeitenden Recherchen in Datennetzen und sozialen Netzwerken durch. Dabei bewerten sie islamwissenschaftliche Sachverhalte, Personen oder Medien und erfassen und bewerten das Umfeld von gewaltbereiten islamistischen Gruppierungen. Das Sprechen einer islamrelevanten Fremdsprache ist von großem Vorteil. Die Mitarbeitenden wirken bei der Erstellung von Ermittlungskonzepten und bei der Aufbereitung von Täterbiographien mit und beraten und unterstützen bei polizeilichen Ermittlungen. Außerdem erstellen sie Hintergrundinformationen über relevante islamistische Gruppierungen in NRW.

Die Tätigkeiten erfolgen in Zusammenarbeit auf Bundes- und Länderebene unter Gewährleistung des aktuellen Stands der Wissenschaft.

Psychologinnen und Psychologen finden ihren Einsatz bei der Polizei NRW in der Koordinierungsstelle für Gefährder, der politisch-motivierten Kriminalität und dem gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum.

Dabei unterstützen sie die polizeiliche Gefahrenabwehr und Strafverfolgung durch aktives Mitwirken am Risikomanagement zu Personen mit terroristischem Potenzial mit rechter, linker oder ausländischer Ideologie unter Berücksichtigung des aktuellen Stands der Wissenschaft. Einen Schwerpunkt hierbei bilden die operativen Analysen bei erkannten Radikalisierungsverläufen und Täterbiografien.

Die Psychologinnen und Psychologen werten Akten, sonstige Dokumente und Fallchronologien aus und bewerten diese. In Folge dessen erstellen sie fallanalytische Biografieanalysen sowie individuelle gerichtsverwertbare Risikoprofile. In ihrer gesamten Tätigkeit beraten und unterstützen sie die polizeilichen Ermittlungen durch ihre psychologische Fachexpertise. Außerdem stehen sie im ständigen fachlichen Informationsaustausch mit anderen Sicherheitsbehörden und externen Stellen. Sie arbeiten dabei auf Landes- und Bundesebene.

Die Arbeit der Psychologinnen und Psychologen beinhaltet zudem die Fortentwicklung von Konzeptionen, Leitlinien, Standards und Instrumenten zur Risikobewertung und am Ergebniscontrolling sowie Vortragstätigkeiten im Rahmen von Fortbildungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen. Darüber hinaus werden aktuell die Strukturen der Psychosozialen Unterstützung (PSU) für Polizeibeschäftigte in NRW als eine Säule des Behördliches Gesundheitsmanagements neu organisiert und ausgebaut. Im Zuge dieser Neuorganisation werden in den sechs Kriminalhauptstellen in Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster Regionalstellen Psychosoziale Unterstützung (RPSU) etabliert. Die Aufgaben der RPSU umfassen Beratungs- und Unterstützungstätigkeiten zur Gesunderhaltung in enger Abstimmung mit der Zentralstelle.